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Ein Buch über Tee
Erst Medizin, dann Weltanschauung.
Was macht nun aus dem Tee einerseits ein Getränk, das
anregend wirkt, dem Körper Spannkraft und konzentrierte
Schaffenskraft verleiht andererseits aber auch beruhigend auf den
Organismus wirkt, ja, sogar in der Medizin eingesetzt wird, etwa als
leichtes Stopfmittel für Kinder bei Diarrhoe oder zur
Entwässerung des Körpers...?
Die Wirkungen gehen im Wesentlichen von zwei Stoffen aus: Dem
Koffein und den Gerbstoffen.
Grüner Tee soll viele heilsame Wirkungen haben. Durch
wissenschaftliche Studien sind belegt worden: Linderung bei Magen- und
Darmproblemen, Herabsetzung des Blutcholesterinspiegels, Stärkung
der Blutgefäße, günstige Beeinflussung von Herz und
Kreislauf, entzündungshemmende Wirkungen, günstige
Beeinflussung der Schilddrüsenüberfunktionen,
antirheumatische Wirkungen, Verhinderung von Karies, Wirkung als
Antioxidans und, wie neueste Forschungen ergeben haben, eine angeblich
prophylaktische Wirkung gegen Krebsrisiken. (Quelle:
Gesundheits-Nachrichten 11/96, Verlag A.Vogel AG)
Thein ist identisch mit dem im Kaffee enthaltenen Koffein und
wirkt wie dieses anregend, belebend, aber - und dies im Gegensatz zum
Kaffee - nicht aufregend. Der Unterschied kommt daher, daß das
Thein nicht über Herz und Kreislauf, sondern direkt auf das
Gehirn und das Zentralnervensystem einwirkt. Die im Tee enthaltenen
sonstigen Wirkstoffe bremsen sozusagen die Wirkung des Theins, es
wirkt also auf den Körper nicht so plötzlich wie das Koffein
im Kaffee. Der Tee belebt also langsam, nach und nach, die Wirkung
hält dafür länger an und klingt auch nur langsam ab.
All das erklärt die angenehme, stimulierende Wirkung einer Tasse
Tee, der, wie viele chinesische Philosophen schrieben, "die Seele
erfreut und das Leben schöner macht".
(Thein) Coffein
(Theanin) Glutaminsäure-5-Ethylamid
Das sind die beiden wichtigsten Inhaltsstoffe von Tee. Vom Coffein
enthält Tee je nach Herkunft drei bis vier Prozent. Daneben noch
in geringer Menge chemische Abkömmlinge davon, nämlich das
Theophyllin und das Theobromin, die sich vom Coffein lediglich durch
den Wegfall einer CH3- Gruppe (in der Strukturformel rechts oben beim
Theophyllin und links am Stickstoff beim Theobromin) unterscheiden. An
der freien Bindung sitzt dann ein Wasserstoff (H)-Atom, Coffein ist
also der Stoff, der den Körper anregt.
Coffein kommt im Tee nicht in freier Form vor, sondern ist an
Aminosäuren gebunden, wie zum Beispiel das Theanin. Dadurch wird
eine andere Aufnahme durch den Körper bewirkt als beim Kaffee
(und dadurch auch eine andere Wirkungsweise). Zum anderen ist das
Coffein an Gerbstoffe gebunden, was eine Aufnahme des Coffein durch
den Körper unmöglich macht (in diesem Fall wirkt es also
überhaupt nicht).
Obwohl es der gleiche Stoff ist, wie beim Kaffee wirkt er im
Körper anders. Beim Kaffee gelangt das Coffein über die
Blutbahn zur Nebennierenrinde, wo angeregt durch das Coffein ein
Hormon freigesetzt wird, das wir alle als Streßhormon kennen:
das sogenannte Adrenalin. Vor allem seine Wirkungsweise haben wir alle
schon mal erlebt, etwa bei Gefahr oder wenn wir Angst haben. Der
Körper braucht es nur kurzzeitig für schnelle und
konzentrierte Reaktionen in solchen Situationen und produziert deshalb
einen Gegenstoff, das sogenannte Noradrenalin. Es baut den
Erregungszustand wieder ab. Die Wirkung von Kaffee läßt
also schnell nach und kostet den Körper überdies noch
Energie, d.h. man ist hinterher müder, bzw., erschöpfter,
als vor dem Genuß von Kaffee.
Die Wirkung beim Tee geht nicht von der Nebennierenrinde aus. Das
Coffein in seiner Form als Thein, also an ein anderes Colloid (einen
nichtlöslicher Eiweißstoff) gebunden, setzt an den beiden
Hauptnervensträngen des vegetativen Nervensystems an. Sympatikus
und Parasympatikus, wie diese Nervenstränge heißen,
verlaufen vom Gehirn zum Brustbein, wo sie sich in einem
Nervengeflecht verzweigen. Dieser Nervenknoten heißt auch
Solaplexus (Sonnengeflecht) (allen bekannt, die schon mal Autogenes
Training gemacht haben) und sitzt dort, wo das Brustbein am unteren
Rippenbogen endet. (Genau die Stelle, die wir auch spüren, wenn
wir Angst haben.) Diese Nerven werden durch das Thein angeregt. Und
erst jetzt, nach dem Erregungsgrad dieser Nerven, wird vom Körper
die notwendige Menge Adrenalin bei der Nebenniere angefordert. Die
Folge: es entsteht kein Streßzustand wie beim Kaffee, die
Körperchemie bleibt im Gleichgewicht. Die Wirkung hält
überdies länger an, da der Körper ja nicht zu einem
übergroßen und raschen Abbau des Adrenalins veranlaßt
wird. In einer Zeit- Anregungskurve sieht der Vergleich etwa so aus.
Wirkungsweise von Tee und Kaffee
Gerbstoffe enthält frischer Tee, je nach Alter des geernteten
Blattes, etwa zwanzig bis dreißig Prozent. Fertig fermentierter
Schwarzer Tee noch etwa acht bis zwölf Prozent. Außerdem
enthält Tee neben flüchtigen Aromastoffen, die zum Teil erst
bei der Fermentation entstehen, eine Reihe von Fluorverbindungen, die
dafür verantwortlich sind, daß häufige Teekonsumenten
in der Regel gesündere Zähne haben, als Leute, die wenig
oder keinen Tee trinken. Das sagen zumindest die Wissenschaftler, die
das untersucht haben.
Die Gerbstoffe sind für die beruhigende Wirkung des Tees
verantwortlich. Sie und das im Tee vorhandene Theophyllin wirken auf
den Darmtrakt des Körpers stopfend. Gerbstoffe wirken durch die
von ihnen verursachte "Trägheit" der Darmbewegungen.
Das Theophyllin wirkt durch seine entwässernde Wirkung auf die
Zellen.
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